Etwas über das Rad und den verein

Kleine Entwicklungsgeschichte des Fahrrades:

Als im Jahre 1817 der Mannheimer Freiherr Karl von Drais (1785-1851) eine Laufmaschine erfand, ahnte wohl niemand, dass dieses primitive, hölzerne Gebilde auf zwei Rädern der »Urahn« aller Zwei- und Dreiräder werden sollte. Die Draisine besaß noch keinen Tretmechanismus, sondern musste mit den Füßen vorwärtsgestoßen werden. Die Art der Vorwärtsbewegung war praktisch ein »Gehen im Sitzen Doch die Entwicklung des Fahrrades blieb nicht nur auf Deutschland beschränkt. Schon im Jahre 1819 benutzte man in den feinen englischen Kreisen Dreiräder, deren Vorderrad durch Hebelwirkung von zwei Brettern, ähnlich wie bei einer älteren Nähmaschine, angetrieben wurde. Eine Zeit lang lief die Entwicklung von Zwei- und Dreirädern nebeneinander her. Man war sich noch nicht einig, welches die bequemere Art der Fortbewegung sei. Mit einem Dreirad konnte man wenigstens nicht umfallen. Zwar gab es 1850 schon Fahrräder, an welche der Schweinfurter Philipp Fischer Tretkurbeln am Vorderrad anbrachte, aber die rasche Beinbewegung bei diesem direkten Antrieb

erwies sich als äußerst unbequem und führte vorübergehend zu einer überdimensionalen Vergrößerung des Vorderrades. Nun brauchte man zwar nicht mehr so schnell zu treten, aber die Lenkung und somit die Erhaltung des Gleichgewichtes war etwas schwierig. Wo gab es schon glatte, gepflasterte Straßen? Endlich, im Jahre 1884 schufen die Engländer Sutton und Starley die Grundkonstruktion zu unserem heutigen Fahrrad.

Nach der Entwicklung der Freilaufnabe durch Ernst Sachs im Jahre 1904 und der Erfindung der Rücktrittbremse war der Siegeszug des Fahrrades auf der ganzen Welt nicht mehr aufzuhalten. In dieser Zeit radelten über 1 Million Deutsche - Arbeiter wie Beamte - zu ihren Arbeitsplätzen. Überall entstanden Fabrikationen zur Herstellung von Fahrrädern.

Zum größten Fahrradproduzenten der Welt hatte sich im Jahre 1928 die Firma Opel entwickelt. Früher war es nicht so einfach wie heute. Zum Radfahren war eine amtliche Genehmigung erforderlich und die Auflagen waren sehr streng. Die Bedingung lautete. Erlaubnis zur Benutzung von Fahrradbereifungen zum Schulbesuch in Friedrichshafen wird erteilt. Erlaubnis erlischt bei Fortfall des Zweckes. Der Radfahrer hat diese Karte bei sich zu führen und auf Verlangen dem zuständigen Beamten vorzuzeigen. Die Karte gilt für den Umfang des Deutschen Reiches. Ausstellungsberechtigt war der zuständige Schultes der Wohngemeinde.


Als die Radfahrer noch die Könige der Landstraße waren, …


... da schlossen sich, wie in vielen Städten und Dörfern, auch in Ailingen am 25. August 1908 einige beherzte junge Männer zu einem Radfahrerverein zusammen. Anfangs hatte diese Radfahrersektion Ailingen, wie sie sich damals nannte, über 20 Mitglieder. Später verringerte sich diese Zahl durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges. Als sich nun der Süddeutsche Radfahrerbund, dem die Sektion angehörte, im Jahre 1920 aufgelöst hatte, musste der Verein einem anderen Verband beitreten. Gestärkt durch die Aufnahme neuer Mitglieder entschloss man sich, den Verein neu zu benennen, und gab ihm in der Neugründungsversammlung am 6. Juli 1921 den Namen Radfahrerverein »Immergrün« Ailingen. Gleichzeitig schloss der Verein sich dem Bayrisch Württembergischen Verband an. Bei den Vorstandswahlen vier Tage später im Gasthof zur Traube ging als 1. Vorstand Ludwig Krapf hervor. 2. Vorstand und zugleich Schriftführer wurde Leo Riether und Kassier Johann Matt. Kaum war das Vereinsleben wieder erblüht, da beteiligte man sich schon mit 14 Personen am Bundessportfest in Lustenau/Vorarlberg, wobei die beiden anwesenden Ailinger Damen einen »entzückenden Eindruck auf das gesamte Bundesfest« machten, wie Kamerad Leo Riether in seinem Protokoll der damaligen Zeit schrieb. Eine weitere Fahrt nach Meersburg rundete das für den RV Immergrün so bedeutende Jahr ab. Am Ende des Neugründungsjahrs 1921 hatte man schon beachtliche 72 Mitglieder, was für die Radsportbegeisterung unserer Väter und Großväter spricht. Außerdem hatte der Verein mit den beiden Fahrwarten Josef Späth und Karl Meschenmoser auch zwei aktive Rennfahrer, die sich mit Erfolg an vielen Rennen beteiligten. Auch 1922 wurde der Verein von Ludwig Krapf geführt, bis man dann im Jahre 1923 Joseph Thoma zum neuen Vorstand wählte. Unter seiner Leitung wurde am 13. Mai 1923 die Vereinsstandarte feierlich geweiht. Im reichhaltigen Tagesprogramm standen noch einige Rennen und ein Reigenwettbewerb. Am 22. Juni 1925 verlor der Verein zwei treue Ausschussmitglieder, die sich bis dahin sehr um den Verein verdient gemacht hatten. Es handelte sich um den Schriftführer und 2. Vorstand Leo Riether und um den langjährigen Fahrwart Josef Späth, unter dessen Leitung die Reigenmannschaft des Vereins viele gute Plätze nach Ailingen heimbrachte. Es zog diese beiden Kameraden nach Amerika.

Ludwig Krapf, Franz Lampert....
Ludwig Krapf, Franz Lampert....

Aus diesem Grunde musste ein neuer Schriftführer und 2. Vorstand gewählt werden. Der bisherige 1. Vorstand Ludwig Krapf nahm diese beiden Ämter an. Zum neuen 1. Vorstand wurde der Kassier Baptist Stehle ernannt.

Im Dezember 1927 wurde die Kasse von Kamerad Franz Filler übernommen, der sie dann über 30 Jahre zum Wohle des Vereins beaufsichtigte. (!) In den Jahren 1927-1934 wurde der Verein wieder von Ludwig Krapf geführt, während das Amt des 2. Vorstandes und Schriftführers in den Händen von Baptist Stehle lag. Nach dem überraschenden Tode des langjährigen 1. Vorstandes Ludwig Krapf wählte man wieder Baptist Stehle zum 1. Vorstand, der dieses Amt bis im Jahre 1939 behielt und es dann an Kamerad Leo Riether abgab. Zweiter Vorstand und Schriftführer war seit 1934 Georg Grüner. Der plötzlich ausgebrochene 2. Weltkrieg verhinderte dann eine weitere Vereinstätigkeit.

Wenn man nun die Jahre von der Gründung bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges betrachtet, so muss man sagen, dass im Verein immer eine rege Aktivität herrschte. In jedem Jahr beteiligte sich der Verein an Bundesfesten, bei denen man auch immer am Korsowettbewerb mitmachte. Außerdem wurden häufig Vereinsausfahrten angesetzt und auch kleinere Feste veranstaltet. Der Krieg riss auch in die Reihen des RV Immergrün empfindliche Lücken. Altvorstand Stehle konnte aber wenigstens noch alle Vereinsgeräte über die Kriegswirren und die Besatzungszeit hinweg retten. So fand man sich erst im Jahre 1950 am 2. September im neuen Vereinslokal zum Adler wieder um den Verein neu ins Leben zu rufen. In der Wahl zum 1. Vorstand siegte Georg Grüner vor Baptist Stehle, der damit 2. Vorstand und Schriftführer wurde. Vorstand Grüner setzte es sich sofort zur Aufgabe, die sportliche Seite des Vereins mehr zu prägen. Schon vor dem Kriege wurden einige Saalsportmaschinen angeschafft, die nun in verstärktem Maße in Anspruch genommen wurden. Auch wurden einige kleinere Veranstaltungen, wie Vereinsrennen und Fuchsjagd, durchgeführt. Unter dem 1. Vorstand Stehle (1955-1958) und dem 2. Vorstand Fritz Bach kam der Radballsport und das Reigen- und Kunstfahren immer mehr zur Geltung. Aber auch vereinsinterne Veranstaltungen und Wanderfahrten kamen nie zu kurz. Mit den Spielern Braunger Hans, Filler Franz jun., Krapf Fritz und Krapf Bruno beteiligte sich der RV Immergrün schon an der Bezirksrunde im Radball, wobei beachtliche Plätze erzielt wurden. Am 15. Juni 1958 feierte der RV Immergrün Ailingen in großem Rahmen sein 50-jähriges Vereinsjubiläum. Es kam dabei unter der Gesamtleitung des Sportleiters Franz Brugger zur Austragung des Bezirksfestes für den Bezirk Oberschwaben, verbunden mit einem prächtigen Korso und einem Radballturnier unter anderem mit der Mannschaft aus Lauterbach, Gebrüder Buchholz, den späteren Weltmeistern sowie guten Darbietungen im Kunst- und Reigenfahren.

Unter dem neuen 1. Vorstand Franz Brugger wurden nun in verstärktem Maße Veranstaltungen durchgeführt, so einige Male die Bezirksmeisterschaft im Straßenfahren und das Bezirksfest des Bezirks Oberschwaben sowie am 16. Juni 1963 noch ein zweites internationales Kriterium. Auch die Saalsportveranstaltungen gehören seit dem Bau der Schulsporthalle in Ailingen zum jährlichen Veranstaltungsplan. Dabei sind so berühmte Saalsportler wie Weltmeister Heinz Pfeiffer, die Radballweltmeister Gebrüder Buchholz (gleich fünf mal), Weltmeisterin Annemarie Fehr und die 2malige deutsche Meisterin Annemarie Flaig schon angetreten. Von 1969 bis heute zeichnete sich der Radfahrerverein Immergrün Ailingen 1908 e.V. durch einen regen Sportbetrieb aus.

Vorstandswechsel im Radfahrerverein.

Das Jahr 1975 brachte für den Radfahrerverein »Immergrün« Ailingen personelle Veränderungen. Der bisherige Vorstand Franz Brugger stellte nach 17-jähriger Tätigkeit als 1. Vorstand sein Amt zur Verfügung. Zum neuen Vorstand wurde der bisherige Fachwart für Breitensport Wolfgang Jauch gewählt. Unter neuer Führung verzeichnete der Verein einen regen Zugang von neuen Mitgliedern. Die Jugendarbeit wurde aktiviert und weiter ausgebaut. Das 75-Jährige Jubiläum wurde 1983 in einem gebührenden Rahmen gefeiert. Seit 1983 wurden Landesmeisterschaften, internationale Turniere, Länderkämpfe, Weltcupspieltage und sogar das Weltcupfinale 2004 in der Bodenseesporthalle in Friedrichshafen vom Radfahrerverein Immergrün Ailingen durchgeführt. Um die großen finanziellen Aufwendungen für den Sportbetrieb aufbringen zu können werden schon seit über 3 Jahrzehnten bis heute Altpapiersammlungen im Stadtteil Ailingen durchgeführt. Unser Ziel wird auch in der Zukunft sein, uns weiterhin für den Radsport einzusetzen, sei es im Kunstradfahren oder Radball. Der Breitensport soll ein fester Bestandteil unseres Programms bleiben. (z.B. internationale Bodenseerundfahrt) Wir werden uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern uns bemühen, den Radfahrerverein Immergrün Ailingen weiterhin im In- und Ausland zu vertreten und weitere Radsportfreunde zu gewinnen.